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Ehrenamtliche “Berater” im Pflegedschungel

28. April 2020

Es ist im im Grunde “aller Ehren wert”, wenn Menschen ihre Freizeit zum Wohle pflegebedürftiger Personen einsetzen. Es verdient meinen höchsten Respekt und daran ändert auch dieser Beitrag nichts!

In den letzten Monaten lese ich immer wieder über ehrenamtlich tätige Menschen, die Pflegebedürftige im Pflegedschungel unterstützen.

Als Mensch und auch als pflegender Angehöriger sage ich Danke und ziehe meinen Hut vor so viel Engagement! Es ist unfassbar schön, dass Menschen bereit sind ihre wertvolle Freizeit, im Einsatz für eine gute Sache, für andere Menschen einzusetzen.

Ich mache mir auch große Sorgen!

Aber als Experte der ersten Stunde machen mir solche Organisationen auch sehr große Sorgen!

Zunächst einmal lassen sich die Gutachterinnen und Gutachter der medizinischen Dienste während der durchzuführenden Begutachtungen nun einmal nicht gern „ins Handwerk pfuschen“.

Anders ausgedrückt:

Der tatsächliche, und vermeintlich positive Einfluss, verpufft in der Praxis im NICHTS.

Die genannten Organisationen räumen selbst ein, dass sie keine Profis sind und in allen Fachfragen an Pflegestützpunkte und die örtlichen Beratungsstellen der Pflegekassen verweisen/vermitteln.

Was ist los!?

Selbstfinanzierte Gegner?

Vermutlich werden die aus Mitteln der Kassenverbänden finanzierten Beratungsstellen dann mit aller Kraft gegen die willkürlich zustande gekommenen Gutachten vorgehen?

Balsam für die Seele

Die ehrenamtlich tätigen Menschen leisten unbezahlt eine Menge „Balsam für die Seele“! Das ist eine fantastische Idee und aller Ehren wert!

Aber diese Tätigkeit spielt dem willkürlichen System aus Pflegekassen, Gutachterdiensten und Beratungsstellen eigentlich ausschließlich in die Hände.

Dafür auch noch Verbraucherschutzpreise zu vergeben ist bezeichnend für die einseitige Betrachtung und erneut schließt sich der Kreis.

Ehrenamt JA! – Verfehlter Zweck NEIN!

Nicht wenige Leser verstehen diesen Beitrag ggf. falsch und möchten mich am liebsten “in der Luft zerreißen”. Allerdings ist das absolut nicht notwendig.

Denn es geht nicht um die gut gemeinte und ehrenamtliche Tätigkeit!

Es geht einzig und allein darum, dass diese Tätigkeit ganz schnell ihren Zweck verfehlen kann!

Die Mehrheit ist selbstverständlich sofort schwer begeistert, denn schließlich “kümmern sich Ehrenamtliche ja um die Interessen pflegender Angehöriger und Pflegebedürftiger“.

Aber nicht jede Hilfe ist auch automatisch sinnvoll.

Ich nenne Ihnen ein, wenn auch etwas krasses, Beispiel:

Stellen Sie sich einmal, etwas übertrieben, vor, Amateure opieren in Afrika Kinder, um zu helfen und diese “Helfer” opfern dafür ihre Freizeit und bekommen dafür kein Geld. Wenn diese wichtigen Operationen sonst niemand durchführt, ist es definitionsgemäß eine “gute Sache”. Einige dieser Operationen gehen vielleicht sogar gut aus?! Aber wie viele Kinder müssen ggf. sterben weil der Operateur (w/m) eben nicht vom Fach war?

Jeder würde sofort erkennen “das geht so nicht!” und “das müssen doch Profis operieren!”.

Die ehrenamtlich Tätigen würden keinen Preis erhalten, sie würden nicht einmal gelobt werden. Vermutlich müssten sie sich, völlig zurecht bei diesem Beispiel, sogar strafrechtlich verfolgen lassen.

Das Beispiel ist völlig am Thema vorbei? Das Beispiel ist total übertrieben?

Nicht, wenn ich es geschafft habe, den eigentlichen Inhalt dieses Beitrags zu vermitteln!

Bitte seien Sie umsichtig

Ich kenne keinen einzigen Fachbereich in dem sich Menschen so schnell in die Hände von Anderen begeben, wie im Bereich der Pflegeleistungen!

Dabei geht es doch für die Familien der Betroffenen um so viel, wenn es um die Erreichung von Pflegegraden, um die Erreichung der notwendigen Leistungen der Pflegeversicherung geht.

Sehr schade um eine eigentlich sehr gute Sache!

(c) Der Pflegeberater | Robert Kneschke